Management eines Familienunternehmens

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Name des Anbieters / Familienunternehmens 

Association familiale Mulliez (AFM) 

Branche und Unternehmensgröße 

Massenvertrieb/Einzelhandel, >5000 Beschäftigte

Adressierte Bedürfnisse/Probleme/Herausforderungen 

Betonung von Familienzusammenhalt, Kultur, Werten, gemeinsamer Vision und Mission.

Land

Frankreich

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Die Familienvereinigung Mulliez (AFM) ist eine der reichsten und verschwiegensten Familien Frankreichs. Im Laufe von fast siebzig Jahren und über mehrere Generationen hinweg haben sie sich sorgfältig vor der Öffentlichkeit und dem Interesse der Öffentlichkeit geschützt, getreu ihrem Leitsatz: "Schweigen tut gut, Gutes macht keinen Lärm." Diese weit verzweigte Familie, die große, florierende Einzelhandelsmarken besitzt, wurde wegen ihrer Geheimhaltung oft als "Sekte" bezeichnet.

Trotz der Verschwiegenheit sind die Produkte der Familie Mulliez in unser tägliches Leben eingedrungen. Auchan, Leroy Merlin, Boulanger, Decathlon, Pimkie - ein großer Teil dessen, was die Franzosen konsumieren, gehört zur Mulliez-Dynastie. Mit rund 130 Marken oder Geschäften, 700.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von fast 100 Milliarden Euro verkörpert der Weg von Mulliez sowohl eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte als auch eine gekonnte Nachfolgestrategie. In einigen Bereichen haben bereits fünf Generationen die Zügel in die Hand genommen. Der Triumph der Familie Mulliez liegt darin, dass sie dem allgemein als Fluch des Familienkapitalismus empfundenen Motto "die erste Generation schafft, die zweite verwaltet, die dritte zerstört" getrotzt hat, indem sie ein unverwechselbares Modell entwickelt hat, das die familiären Bindungen bewahrt und stärkt..

Die Grundlage des Mulliez-Systems ist der außergewöhnliche Unternehmergeist, der in den jungen Generationen gefördert wird. Um Mitglied der Vereinigung zu werden, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: Sie müssen ein direktes Familienmitglied oder durch Heirat verbunden sein, mindestens 21 Jahre alt sein und sich beim Verwaltungsrat bewerben, wobei die Aufnahme- und Austrittsbedingungen der Vereinigung einzuhalten sind. Die bloße Vererbung von Vermögen ist keine Garantie für die Aufnahme in die AFM; angehende Mitglieder müssen sich bewerben und einen Initiationsritus durchlaufen.

Unter der Leitung von Antoine Mayaud, dem Personalleiter der Familie, durchlaufen die 22-Jährigen ein einjähriges Ausbildungsprogramm, das sich mit dem Lesen von Bilanzen und dem Verständnis von Rechtsgrundsätzen befasst, aber vor allem darauf abzielt, die Leidenschaft für das Unternehmertum zu wecken. Auszubildende von Mulliez werden nach ihrer Fähigkeit beurteilt, ein Unternehmen zu gründen, unabhängig von dessen letztendlichem Erfolg. Die Ausbildung vermittelt auch wertvolle Lektionen darüber, wie ein Mulliez mit Geld umgehen sollte. Die Familie gibt der Vorsicht den Vorzug vor Extravaganz: Nur 1 % des Wertes der Unternehmen wird jährlich als Dividende ausgeschüttet, der Rest wird in die Unternehmen reinvestiert. Sobald die jungen Mitglieder ihre Ausbildung abgeschlossen haben, werden sie auf der Generalversammlung als GesellschafterInnen bestätigt.

Alle vier Jahre im Mai versammelt sich der Familienverband Mulliez zur Wahl des Verwaltungsrates. Um zu kandidieren, muss man von vier GesellschafterInnen der Familie unterstützt werden, die vier Jahre lang als VerwalterInnen eines Unternehmens im Besitz der Vereinigung tätig waren, und sie dürfen nicht selbst VerwalterInnen sein. Die 600 GesellschafterInnen der Familienvereinigung Mulliez versammeln sich, um die sieben Cousins zu wählen, die mit der Verwaltung der Interessen der Gruppe betraut sind. Das Wahlverfahren ist gut organisiert: Die KandidatInnen reichen ihre Lebensläufe, Anschreiben und Manifeste etwa einen Monat vor der Wahl bei den Mitgliedern ein. Um an der Wahl teilnehmen zu können, muss man Mitglied der Familie sein und das Einführungsseminar absolvieren. Am Tag der Wahl ergreift jede/r Kandidat/in das Wort, und die Anwesenden geben ihre geheimen Stimmen ab. In der Mulliez-Familie wird jede Position durch Verdienste erworben, und es gibt keinen Anspruch auf einen Sitz, wie Gérard Mulliez betont.